Unterstützung zurückgeben
Michael Hauck ist ehrenamtlicher Einzelvormund und schätzt diese Aufgabe sehr. Er beantwortet, warum es sich lohnt, sich für ein Mündel zu engagieren und welche Herausforderungen es gibt.
Herr Hauck, Sie sind seit August 2020 Einzelvormund für einen geflüchteten Jugendlichen aus Afghanistan. Was hat Sie motiviert, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen?

HAUCK: Ich habe das Glück, hier in Deutschland aufgewachsen zu sein. Mein familiäres Umfeld war sehr gut und unterstützend, so konnte ich ein gutes und erfolgreiches Leben führen. Es ist mir wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Insbesondere Menschen, die diese Chance nicht hatten.
Die Zahl der geflüchteten Minderjährigen steigt seit einiger Zeit wieder rasant an. Hat das Ihre Aufgabe als Einzelvormund verändert und was sind aktuell die größten Herausforderungen?
HAUCK: Ich investiere mehr Zeit. Es fehlt in den für mich zuständigen Stellen wie Behörden oder Schulen an Personal. Vorgänge die sonst in 1-2 Wochen erledigt sind, dauern jetzt bis zu mehreren Monaten.
Die Unsicherheit, die für mich als Einzelvormund aber auch für mein Mündel entsteht, muss durch mehr Gespräche und Zeit aufgefangen werden.
Hat es für Ihr Mündel einen Unterschied gemacht, dass er Sie als Einzelvormund an der Seite hat?
HAUCK: Ja, davon bin ich überzeugt. Als Einzelvormund habe ich mehr Kapazitäten einen Jugendlichen zu begleiten und bin immer ansprechbar. Wir können deutlich mehr Zeit miteinander verbringen und auftretende Fragen, Probleme des Alltags besprechen und lösen.
Ich kann die Interessen des Jugendlichen gut vertreten. Im Gegensatz zu den Behörden bin ich für den Jugendlichen durchgängig und verlässlich sein Ansprechpartner. Ich kenne den Jugendlichen seit dem Beginn der Vormundschaft und kann ihn auch darüber hinaus weiter unterstützen.
Welche Verbesserungen, mit Blick auf Politik, Verwaltung und Unterstützung wünschen Sie sich?
HAUCK: Ich wünsche mir mehr Mitarbeiter in den Behörden, Schulen und bei den Jugendhilfeeinrichtungen und eine bessere Wertschätzung und Bezahlung für deren Arbeit. Die Personalknappheit führt immer wieder zu wechselnden Ansprechpartnern und sehr langen Laufzeiten. Zusätzlich sollte das Modell von Einzelvormundschaften bundesweit ausgeweitet werden. Vom Gesetzgeber sollten Anpassungen im Asylrecht vorgenommen werden. Die aufwendigen Vorgänge wie z.B. Dokumentenverlängerungen sollten wie in der Zeit der Pandemie ohne Termin vor Ort automatisiert versendet werden können. Das vereinfacht die Vorgänge bei Behörden und den betroffenen Menschen.
Interview: Brita Einecke, Angebotsleitung Ehrenamtliche Vormundschaften, Kinderschutzbund-Bezirksverband Frankfurt