Schwerpunkt

Ist das schon Gewalt?

Gewalt ist mehr, als du denkst: Das ist die aktuelle Kampagne des Kinderschutzbundes. Worauf zielt die Kampagne und was sind die nächsten Schritte?

„Aus dir wird nie was.“ „Stell dich nicht so an.“ „Wenn du jetzt nicht kommst, geh ich ohne dich.“ Kommt Ihnen einer dieser Sätze bekannt vor? Wir alle haben eine klare Vorstellung davon, was körperliche Gewalt ist. Ein Kind mit dem Stock zu verprügeln, war zu Großmutters Zeiten noch üblich, heute ist das für uns unvorstellbar. Aber obwohl körperliche Bestrafung unzulässig ist, werden die Ohrfeige, der sogenannte „Klaps auf den Po“ auch heute noch praktiziert und als „da ist mir die Hand ausgerutscht“ verharmlost. Immerhin: Das schlechte Gewissen meldet sich. Grundsätzlich gilt, dass Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben. Aber der Alltag sieht oft anders aus.

Für die oben genannte Sätze, für psychische Gewalt, gibt es kaum ein Bewusstsein. Dabei sind herabwürdigende Erziehungshandlungen, demütigende Äußerungen und Anschreien auch Gewalthandlungen gegen Kinder mit massiven Langzeitfolgen.

Der Kinderschutzbund möchte mit seiner Kampagne „Gewalt ist mehr, als du denkst“ auf diese Gewaltform aufmerksam machen. Wir wollen zum Nachdenken darüber anregen, mit welcher Haltung Kindern vielerorts begegnet wird. Am Weltkindertag hat der Kinderschutzbund deshalb gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus eine Plakatkampagne der Öffentlichkeit vorgestellt, die die Betrachter*innen stutzen lassen soll: Ist das wirklich schon Gewalt? Ist mir so ein Satz nicht auch schon einmal herausgerutscht?

Ab dem Frühjahr dieses Jahres werden die Plakate in verschiedenen Großstädten zu sehen sein. Eine Kooperation mit der Wall GmbH macht möglich, dass der Kinderschutzbund für dieses Thema in den kommenden Monaten viele Menschen sensibilisieren wird. Für die Unterstützung und Zusammenarbeit dankt der Bundesverband der Wall GmbH ganz herzlich. Auch viele Landes-, Kreis- und Ortsverbände haben die Kampagne auf ihren Webseiten, mit Plakaten oder in Aktionen und Projekten aufgegriffen und tragen dazu bei, dass psychische Gewalt stärker in die öffentliche Wahrnehmung rückt. Auf der Homepage des Bundesverbands unter kinderschutzbund.de/gewalt  finden interessierte Verbände alle zur Verfügung stehenden Materialien zur Kampagne: Ein Video von Professorin Sabine Andresen, das die Thematik verständlich erläutert, Sharepics für die sozialen Medien und auch die Druckdateien für die Plakate selbst. 

Juliane Wlodarczak, Pressesprecherin, Kinderschutzbund Bundesverband

Foto: serj-sakharovskiy/unsplash

Ausgabe 23-1

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Psychische Gewalt erkennen und vermeiden

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