Erfolgreiche Konzepte
Einige Projekte im Kinderschutzbund lassen sich zurecht als Leuchtturm bezeichnen: Sie strahlen in die Ferne, denn sie haben sich im Laufe der Jahre stets weiterentwickelt und sind überaus erfolgreich. Diese drei sind weit über den Kinderschutzbund hinaus bekannt.
Starke Eltern – Starke Kinder
Im Jahr des Kindes 1979 fordert der Kinderschutzbund, die Prügelstrafe gesetzlich zu verbieten. Über 20 Jahre dauert es, bis im November 2000 im Bürgerlichen Gesetzbuch das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung verankert wird. Jugendhilfeträger werden damals durch eine Ergänzung im Kinder- und Jugendhilfegesetz verpflichtet, Eltern Wege aufzuzeigen, wie Konfliktsituationen in Familien gewaltfrei gelöst werden können. Der Auf- und Ausbau von Elternbildungsangeboten der Kinder- und Jugendhilfe beginnt. Der Elternkurs Starke Eltern – Starke Kinder wird von Paula Honkanen-Schoberth aus einem Programm der finnischen Mannerheim League for Child Welfare übertragen und weiterentwickelt. Seit 1985 werden die Kurse im OV Aachen durchgeführt. In den Kursen geht es um eine „anleitende Erziehung“, bei der Kindern mit einer liebevollen, warmherzigen und achtsamen Haltung begegnet wird, aber auch klare Regeln, Werte und Normen existieren. Eine Förderung des Bundesfamilienministeriums in den frühen 2000er Jahren ermöglicht es, zahlreiche Trainer*innen sowie Kursleiter*innen auszubilden, um die Kurse bundesweit anbieten zu können. Seitdem erreicht das Angebot eine Vielzahl von Eltern, Familien, Kindern und Jugendlichen. Mittlerweile zählt das Elternbildungsangebot Starke Eltern – Starke Kinder zu einem der erfolgreichsten in ganz Deutschland. Das Programm wird in verschiedene Sprachen übersetzt und per Vertrag in vielen anderen Ländern wie Italien, der Schweiz, Südkorea, Palästina oder Tschechien eingeführt. Die positive Wirkung des Elternkurses wird mehrfach wissenschaftlich evaluiert und erfolgreich nachgewiesen. Auf gesellschaftliche Entwicklungen und digitale Nutzungsgewohnheiten der Eltern reagiert der Kinderschutzbund und entwickelt und erprobt seit 2021 ein teildigitalisiertes Format. Das Kurskonzept wird so verändert, dass mindestens 30 Prozent der Kurseinheiten in Präsenz stattfinden, die übrigen 70 Prozent digital. Zusätzlich gibt es eine neue Website mit einem Bereich für Eltern und einem für Kursleitende, Kursmaterialien werden neugestaltet und 10 Filme und neun Hörspiele entwickelt.

Kinderhäuser Blauer Elefant
Seit 1996 ist die Elefanten-Herde immer größer und die Marke immer bekannter geworden: Im Kinderschutzbund gibt es mittlerweile 40 Kinderhäuser, die mit dem Gütesiegel BLAUER ELEFANT ausgezeichnet sind. Unter dem Motto „Starke Hilfen unter einem Dach“ bieten die Kinderhäuser Kindern und Familien je nach dem örtlichen Bedarf zahlreiche Hilfen und unbürokratische, unmittelbare und zuverlässige Unterstützung an. Die Kinderhäuser BLAUER ELEFANT sind für alle Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern da. Die Gruppenangebote in den Kinderhäusern sind offen und altersgemischt zusammengesetzt. Sie bieten Spiel-, Ferien- oder Freizeitangebote und Mitwirkungsmöglichkeiten an Planungen und Entscheidungen. Feste Tagesgruppen und Kindergarten-, Hort- und Krippengruppen sowie ein breites Angebot zur Beratung, Information und Freizeitgestaltung für Eltern ergänzen das breit gefächerte Angebot der Kinderhäuser. Die Interessen der Kinder und ihre Mitbestimmung in allen sie betreffenden Entscheidungen stehen im Mittelpunkt. Die Kinderhäuser BLAUER ELEFANT sind eingebunden in ein Netzwerk der fachlichen Kooperation. Neben psychologischen, sozialen und pädagogischen Einzel- oder Familienberatungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Eltern in den Kinderhäusern BLAUER ELEFANT kooperieren die Kinderhäuser auch mit anderen Einrichtungen vor Ort. Das Gütesiegel BLAUER ELEFANT steht für Qualität. Ausschließlich Kinderhäuser vom Kinderschutzbund, die in ihrer Betreuungs- und Angebotsqualität nach einem einheitlichen bundesweiten Rahmenkonzept arbeiten, bekommen das Siegel verliehen. Die Häuser müssen ihre Angebote und pädagogischen Konzepte sowie die Personal-, Raum- und Finanzsituation alle drei Jahre begutachten und überprüfen lassen. Auf der jährlich stattfindenden Konferenz tauschen sich die Kinderhäuser BLAUER ELEFANT fachlich untereinander aus.
Nummer gegen Kummer
Am 30.11.1980 wird der Vorläufer der heutigen „Nummer gegen Kummer“, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Sorgentelefone gegründet, deren zentrale Koordinierungsstelle zunächst in Wuppertal beim Landesverband Nordrhein-Westfalen des Deutschen Kinderschutzbundes eingerichtet ist. Hier wird der Grundstein für das heute größte telefonische Beratungsnetzwerk für Kinder, Jugendliche und Eltern in Deutschland gelegt.
Seitdem wird das Beratungsangebot kontinuierlich ausgebaut: 1970 mit dem Kinder- und Jugendtelefon des DKSB OV Köln gestartet, wird 1994 die Beratung um den Peeransatz „Jugendliche beraten Jugendliche“ ergänzt. 2001 entsteht mit dem Elterntelefon ein Beratungsangebot für Eltern und andere Erziehende, die über Sorgen mit (ihren) Kindern sprechen möchten. Seit 2003 wird das Angebot für Kinder und Jugendliche um eine E-Mail-Beratung ergänzt, 2019 ist eine Chat-Beratung dazugekommen. Im Jahr 2020 wird die „Nummer gegen Kummer“ 40 Jahre alt. In dieser Zeit wurden über 4,7 Millionen Beratungsgespräche geführt, eine beeindruckende Leistung. Im Juni 2022 geht die Helpline Ukraine auf Leitung. Sie bietet geflüchteten Kindern und Eltern, die aus der Ukraine nach Deutschland gekommen sind, Hilfe und Unterstützung bei Sorgen und Problemen an. Alle Angebote sind bundesweit, anonym und kostenlos erreichbar.
Hinter den Angeboten der „Nummer gegen Kummer“ stehen rund 3.800 ehrenamtlich engagierte Beratende, die sich bundesweit in ihrer Freizeit um die Sorgen und Nöte der vielen Ratsuchenden kümmern. Speziell für diese Aufgabe ausgebildet, hören sie zu, trösten, machen Mut und motivieren zu eigenständigem Handeln. Neben der persönlichen Haltung, allen Ratsuchenden vorurteilsfrei und mit Achtung zu begegnen, ist der Beratungsgrundsatz »Im besten Sinne für das Kind!« handlungsleitend. Gerade während der aktuellen Krisen zeigt sich, dass die „Nummer gegen Kummer“ ein verlässlicher Ansprechpartner für Kinder, Jugendliche und Eltern ist.
Seit 1994 ist Nummer gegen Kummer e.V. ein eigenständiger gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wuppertal. Als Mitglied im Kinderschutzbund ist er der Zielsetzung, die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, eng verbunden.
Die lokalen Träger der Beratungstelefone sind mit rund 90% überwiegend Ortsverbände des Kinderschutzbundes. Ein gelungenes Beispiel für verbandsübergreifende Zusammenarbeit.
Anna Zacharias, Leitung Online-Beratung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Nummer gegen Kummer e.V.