Politik und Praxis

Ehrenamt hat Zukunft

Zeit für ein Ehrenamt? Na klar, dafür braucht man nur einen guten Plan. Die 17-jährige Fatema Alzhra Kshada weiß, wie es geht: Seit ihrem zwölften Lebensjahr ist sie auf dem Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“ des Kinderschutzbundes in Aachen ehrenamtlich aktiv.

Foto: Heike Lachmann

Fatema, wie bist Du zu dem Ehrenamt gekommen?

FATEMA: Schon als Kind habe ich viel Zeit auf dem Abenteuerspielplatz verbracht. Meine Mutter hat mich immer mitgenommen, sie arbeitet ehrenamtlich dort. In den Ferien organisiert sie zum Beispiel das Essen auf dem Abenteuerspielplatz. Ich habe gesehen, dass alle mithelfen. Mit 11 Jahren wollte ich auch mitmachen, Verantwortung übernehmen und so stark sein wie andere – zum Beispiel, um eine Schubkarre mit Wasserkanistern zu schieben. Erst hat das nicht geklappt. Aber ich habe es so lange versucht, bis ich es geschafft habe. 
Am Anfang habe ich in der Küche mitgeholfen. Dann habe ich beim Hüttenbau, Sport und Spiel und der Organisation der Übernachtung für die Ferienspiele mitgemacht. Ich habe immer mehr Verantwortung und Selbstvertrauen bekommen. Früher war ich schüchtern, aber durch das Ehrenamt bin ich selbstsicherer geworden.

Für Dein herausragendes ehrenamtliches Engagement bist Du mit dem Preis „Aachen Sozial“ ausgezeichnet worden. Was bedeutet Dir der Preis?

FATEMA: Der Preis bedeutet mir unfassbar viel. Doch es ist nicht mein Preis, sondern der Preis von allen, die auf dem Abenteuerspielplatz arbeiten und vor allem der Preis der Kinder. Für die Kinder, die heute auf den Abenteuerspielplatz kommen, bin ich eine enge Bezugsperson. Die Kinder vertrauen mir. Sie teilen ihr Leben mit mir, erzählen, was sie erlebt haben oder kommen manchmal auch mit ihren Problemen zu mir. Auf dem Abenteuerspielplatz haben die Kinder immer jemanden, den sie ansprechen können. Wir geben den Kindern im Spiel die Möglichkeit, sich selbst zu finden, über sich hinauszuwachsen oder Ängste zu überwinden.

Was ist das Besondere an der Arbeit auf dem Abenteuerspielplatz?

FATEMA: Der Abenteuerspielplatz ist mein zweites Zuhause. Ich weiß, wieviel Spaß ich als Kind dort hatte. Wir sind eine große Familie, wir frühstücken zusammen und halten zusammen. Die Kinder, mit denen ich früher gespielt habe, sind jetzt meine Kolleg*innen. Jeder Mitarbeitende, der dort Kind war, ist heute immer noch ein kleines Stück Kind. Momente, die mich geprägt haben, habe ich teilweise auf dem Abenteuerspielplatz erlebt. Das ist unfassbar schön.
Das Besondere für die Kinder ist, dass wir Workshops, wie Weben, Töpfern, Bogenschießen oder Tanzen anbieten. Man kann die Kinder weiterbringen, ihnen neue, auch kreative Ideen geben. Sie können ihre Ideen auf dem Abenteuerspielplatz ausleben. Es macht richtig viel Spaß mit den Kindern zu spielen.

Hast Du neben der Schule und dem Ehrenamt noch Zeit für Hobbies?

FATEMA: Klar, das habe ich. Ich bin ein sehr sportbegeisterter Mensch. Ich schwimme, ich spiele Tennis. Wenn man gut plant, kriegt man die Zeit für das Ehrenamt hin. Das ist nur eine Frage der Organisation. Ich bin damit aufgewachsen. Für mich wäre ein Leben ohne den Abenteuerspielplatz unvorstellbar. Wenn man etwas liebt, schützt man es. Genauso mache ich es auch: Ich schütze meine Zeit, um sie auf dem Abenteuerspielplatz verbringen zu können. Es muss ja nicht jeder so aktiv sein wie ich. Es reicht auch, wenn man sich einmal im Monat ehrenamtlich einbringt. Man muss das aus Leidenschaft machen, dann bleibt man dabei. 

Warum würdest Du auch anderen jungen Menschen empfehlen, sich ehrenamtlich zu engagieren?

FATEMA: Weil man ein Teil der Gesellschaft ist und nochmal viel sensibler der Gesellschaft gegenüber wird. Wenn man die Möglichkeit hat, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, dann sollte man das auch umsetzen.


Ausgabe 23-2

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