
Sicherer Sommer in Aachen
Jedes Jahr bietet der Kinderschutzbund Ortsverband Aachen seine einzigartigen und stark nachgefragten Sommerferienspiele an. Damit alle teilnehmenden Kinder sich wohl und sicher fühlen und die Betreuenden klare Handlungsleitlinien haben, wird in Aachen viel Wert auf ein Schutzkonzept gelegt. Durch regelmäßige Anpassungen wird jederzeit professionell mit den Kindern umgegangen.
„Das alte Ägypten“ lautet das Motto für die Sommerferienspiele 2025 auf dem Abenteuerspielplatz „Zum Kirschbäumchen“ in Aachen. Auch in diesem Jahr können wieder drei Wochen lang alle Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren ihre Ferien von 8 bis 18 Uhr auf dem Platz verbringen. Im Durchschnitt nehmen täglich 160 Kinder an den Ferienspielen teil. „Jeder kann kommen und gehen, wann er will“, sagt Nina Schröter, Leitung des Abenteuerspielplatzes in Aachen: „Es gibt Kinder, die sind drei Wochen lang von morgens bis abends auf dem Platz, andere kommen nur zwei bis drei Mal und es gibt Kinder, die halbtags oder nur eine Woche lang teilnehmen.“ Die Teilnahme ist kostenfrei und ohne vorherige Anmeldung möglich. „Unser Angebot ist einmalig in der Region“, berichtet Nina Schröter: „Bei uns wird niemand abgewiesen. Wir haben eine große Reichweite, es kommen sowohl Kinder aus unserem direkten Einzugsgebiet als auch aus dem Umland Aachens zu uns. Das zeigt die große Relevanz des Angebots.“ Die Kinder können frei entscheiden, ob sie bei den offenen Angeboten mitmachen oder den ganzen Tag frei spielen.
Ein Hauch von Ägypten
Auf dem Abenteuerspielplatz erhalten die Kinder in diesem Jahr Einblicke in die faszinierende Kultur des alten Ägyptens. „Wir haben den Anspruch, dass unser Team passend zum Motto des Ferienprogramms kostümiert ist“, berichtet Nina Schröter. Das untermalt das Motto und begeistert die Kinder. Als Kulisse wird zudem eine große Pyramide auf dem Platz gebaut. In vielen Kreativworkshops können Schmuckstücke aus Gold hergestellt, Gefäße getöpfert, Papier geschöpft, Hieroglyphen geschrieben oder Mosaike gestaltet werden. In einem Kostümworkshop gibt es die Möglichkeit, sich wie Kleopatra oder ein Pharao einzukleiden. Eine Theatergruppe und eine Zirkusgruppe ergänzen das Programm.
Bekannt ist der Abenteuerspielplatz unter anderem auch für seinen Hüttenbau. Während der drei Wochen entstehen neue Hütten oder es wird an bestehenden weitergebaut. Vielen Kindern macht es großen Spaß handwerklich etwas zu tun. „Es gibt Kinder, die sich von vorneherein verabreden und die ganze Zeit gemeinsam an ihrer Hütte bauen“, erzählt Nina Schröter, „da werden tonnenweise Bretter verbaut“. Das Motto für die Ferienspiele ergibt sich oft aus einem Vorschlag der Kinder, der dann im nächsten Jahr aufgegriffen wird.
Die Kinder müssen sich wohlfühlen
Ein Ferienangebot wie das in Aachen sollte nicht nur pädagogisch gut durchdacht sein, sondern auch die Sicherheit der Kinder gewährleiten. Dabei müssen nicht nur Konflikte zwischen den Kindern und die Unfallgefahr bei handwerklichen Tätigkeiten oder beim Klettern auf Bäumen bedacht werden. Es muss auch präventive Strukturen geben, um seelische, körperliche oder sexualisierte Gewalt zu verhindern.
Der Kinderschutzbund in Aachen hält dafür ein Schutzkonzept vor, das zum Teil spezifisch auf den Abenteuerspielplatz zugeschnitten ist. „Uns ist wichtig, dass die Kinder sich bei uns wohlfühlen. Es ist Standard, dass wir jedes Jahr vor den Sommerferienspielen mit dem gesamten Ferienspiel-Team unser Schutzkonzept durchgehen“, sagt Nina Schröter. Geregelt ist darin zum Beispiel der Umgang mit Nähe und Distanz zwischen den (ehrenamtlichen) Mitarbeitenden des Abenteuerspielplatzes und den Kindern. Da Kinder zwischen sechs und 14 Jahren den Platz besuchen, variieren die emotionalen und körperlichen Bedürfnisse, die die Kinder den Mitarbeitenden gegenüber zeigen. Mitarbeitende müssen wissen, wie sie sich zu verhalten haben – und auch klare eigene Grenzen aufzeigen. „Wenn ein Kind die ganze Zeit Händchen halten möchten, ist es die Aufgabe der Mitarbeitenden, Distanz reinzubringen“, sagt Nina Schröter. Alle Mitarbeitenden brauchen ein klares Rollenverständnis. „Das klappt sehr gut, da viele Ehrenamtliche selbst als Kind auf dem Platz gespielt haben. Das, was sie selbst erlebt haben, können sie gut transportieren“, berichtet Nina Schröter.

Den Kindern wird auf dem Abenteuerspielplatz aktiv, bewusst und zugewandt zugehört. Braucht ein Kind zum Beispiel Hilfe im Umgang mit der Säge, wird diese angekündigt und angeboten. Sie kann aber auch vom Kind abgelehnt werden. Die Kinder wissen ab dem Moment der morgendlichen Anmeldung auf dem Platz, dass sie jederzeit auf die Mitarbeitenden zukommen können, wenn etwas ist. Gibt es Situationen, in denen sich die Kinder nicht wohlfühlen, können sie dies jederzeit äußern. Nina Schröter bemerkt: „Wenn es mal Konflikte gibt, arbeiten wir immer zum Wohl der Kinder. Dass viele Kinder den Abenteuerspielplatz immer wieder besuchen, ist für uns ein Zeichen, dass sie sich bei uns wohlfühlen.“
Qualitätsmerkmal Schutzkonzept
Vor der Erstellung des Schutzkonzeptes wurde in Aachen eine Risikoanalyse vorgenommen, die jedes Jahr überprüft wird. Alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden auf dem Abenteuerspielplatz, egal ob sie neu zum Team dazugekommen oder schon lange dabei sind, werden in die Reflektion der Situationen und ihrer Risiken einbezogen. „Unser Blick hat sich in den letzten Jahren verändert und geschärft, auch weil neue Mitarbeitende ins Team gekommen sind. Jeder bringt da sein Köfferchen, seine Expertise mit und kann wertvolle Impulse geben“, bemerkt Nina Schröter. Wichtig ist, eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, und offen und verantwortungsbewusst zusammenzuarbeiten.
Alle Mitarbeitenden des Abenteuerspielplatzes sind zum Beispiel sensibel dafür, dass sie nicht mit einem Kind allein in einem geschlossenen Raum sein dürfen. Ein Kind, das sich umziehen möchte, soll das allein tun oder zusammen mit einem anderen Kind, möglichst bei angelehnter Tür.
Auf dem Abenteuerspielplatz gibt es die Möglichkeit, dass Kinder sich in ein Waldstück zurückziehen. Sie sind dort zeitweise unbeobachtet. „Das ist so gewollt“, sagt Nina Schröter: „Wir haben aber Mitarbeitende, die in regelmäßigen Abständen über den Platz laufen und in allen Ecken nachsehen, ob bei den Kindern und bei den Teamern alles in Ordnung ist.“
Kommen Kinder mit heiklen Fragen oder in sensiblen Situationen auf das Team zu, ist die Klärung auf jeden Fall Aufgabe der ausgebildeten Sozialpädagog*innen. „Durch die Auseinandersetzung mit dem Schutzkonzept und der klaren Kommunikation und Umsetzung dessen, entstehen bei uns auf dem Abenteuerspielplatz kaum kritische Situationen. Das sind dann Einzelfälle und sehr selten“, berichtet Nina Schröter.
Für das Ferienangebot bekommt das Team des Abenteuerspielplatzes sehr viel Lob. „Die Kinder geben eine super positive Rückmeldung jeden Tag. Und die Eltern wertschätzen, dass die Kinder bei uns so viele Freiräume haben. Der Abenteuerspielplatz wird als wichtiger Schutzraum und Rückzugsort von den Kindern angenommen und geschätzt“, so Nina Schröter. Die Kinder, die den Abenteuerspielplatz besuchen, fühlen sich sicher – und genießen, dass sie dort dreckig werden und einfach Kind sein dürfen.
Johanna Kern, redaktionelle Leitung des Verbandsmagzins,
Kinderschutzbund Bundesverband


