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Schwerpunkt

Neue Gruppe für Väter

Im Starnberger Familienzentrum gibt es seit Ende des letzten Schuljahres monatlich stattfindende Väterabende. Die Gruppe bildet sich gerade. Dass der Bedarf eines solchen Treffs da ist, hat sich schon länger angekündigt, berichtet der Kreisverband.

Während zahlreicher Veranstaltungen und Beratungen, die nach der Coronazeit wieder stattfanden, stellten wir fest, dass das Familienzentrum nicht mehr nur von Müttern besucht wird. Bei Informationsveranstaltungen zur Mediennutzung oder zur Ersten Hilfe am Kind saßen Mütter und Väter gleichermaßen im Seminarraum. Auch Väter ließen sich in Erziehungsfragen beraten und nahmen an der Gruppe für Alleinerziehende teil. 

Bei dem Starke Eltern – Starke Kinder-Kurs im Frühjahr 2024 war das Verhältnis zwischen Müttern und Vätern fast ausgeglichen. In den Krabbelgruppen tauchten die ersten Väter auf, die in Elternzeit waren. Diese Signale zeigten uns, dass ein Vätertreff nicht nur sinnvoll ist, sondern vermutlich in unserem Landkreis gut angenommen wird.

Wunsch nach Austausch 

„Wir wussten um den großen Austauschbedarf und die Notwendigkeit einer solchen Gruppe aus den Beratungssituationen aber auch Veranstaltungen, an denen viele Väter teilnehmen und nach Austauschmöglichkeiten suchten. In der Zeit, in der sich durch die Gleichstellungserfordernis auch das Rollenbild innerhalb der Familie im Wandel befindet, wollten wir im Familienzentrum sowohl Müttern als auch Vätern einen Raum zum Austausch bieten“, sagt Martina Rusch, pädagogische Geschäftsleitung des Kinderschutzbundes Starnberg e.V.

So startete die Gruppe im Mai in kleinem Rahmen, begleitet durch den Sozialpädagogen Dirk Tabellion, selbst Vater und Sohn. Da ein abendliches Treffen den meisten Vätern am besten passt, wählten wir diese Zeit. Beim ersten Treffen waren Väter anwesend, die über eine Beratungssituation auf die Gruppe aufmerksam geworden sind, sowie solche, die unseren Informationsaushang in der Schule oder im Kindergarten ihrer Kinder gesehen hatten. Um die Gruppe zu finanzieren, bitten wir die Väter um einen freiwilligen Beitrag.

Thematisch offen

Mit welchen Themen sich die Väter in den zukünftigen Treffs beschäftigen werden, ist auch für uns spannend. Die Väterabende sind inhaltlich offen. Der Starnberger Raum ist sozial vielschichtig. In unserem Familienzentrum kreuzen sich die Wege von Menschen, die am Existenzminimum leben, mit denen von Eltern, die im bundesweiten Vergleich zu den Top-Verdienern zählen. Menschen mit Migrationserfahrung treffen auf jene, die seit Generationen hier leben und sich der bayerischen Tradition verbunden fühlen. „Es ist spannend, welche Werte die einzelnen Väter mitbringen und wie sich Väter aus unterschiedlichen Milieus untereinander verstehen werden“, sagt Dirk Tabellion. „Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass das Verständnis der Vaterrolle völlig unterschiedlich sein kann. Die Haltung aus den 50ern oder 60ern, in der der Vater hauptsächlich die strafende Rolle übernommen hat, gibt es noch. Gleichzeitig ist es vielen Vätern wichtig, eine aktive und zugewandte Rolle in der Erziehung zu haben.“

Die Väter beschäftigen vielfältige Fragen: „Mache ich Elternzeit, ja oder nein? Wird das bei meinem Arbeitgeber möglich sein? Bin ich mit dem gesellschaftlich verbreiteten Rollenbild des Vaters einverstanden? Wie verhalte ich mich als alleinerziehender Vater?“, berichtet Tabellion von den Themen, die während der bisherigen Treffs und seiner pä-dagogischen Arbeit aufkamen.

Wie gut die Gruppe langfristig besucht sein wird und wie sich der Austausch in der Gruppe auf die Beziehung zu den Kindern auswirkt, wird sich zeigen. Wir möchten, dass sich Eltern, egal in welcher Konstellation sie leben, in unserem Familienzentrum willkommen fühlen. Sie sollen wissen, dass sie bei uns einen sicheren und wertschätzenden Raum finden, in dem sie das eigene Rollenbild reflektieren und sich darüber austauschen können.


Ausgabe 24-4

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Vaterschaft im Wandel

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Kinderschutz vor Ort

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