
Gemeinsam Gesicht zeigen
Für Demokratie und Vielfalt – entschieden gegen Rechtsextremismus. Der Kinderschutzbund setzt sich für eine pluralistische Gesellschaft ein, in der sich jedes Kind – unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sexueller Identität – frei entfalten kann. Umso mehr erschüttert uns, dass sich viele Kinder und Jugendliche aktuell durch das Erstarken rechtsextremistischer und rechtspopulistischer Stimmen existenziell bedroht fühlen.
Auf der Weihnachts-Wunschliste vieler Kinder und Jugendlicher, die in unsere Einrichtungen kommen, standen im letzten Jahr erstmalig Punkte wie ein Deutscher Pass oder ein Bleiberecht. Diese Kinder und Jugendlichen fühlen sich unerwünscht und bedroht. Sie schauen auf der Landkarte nach, wohin sie möglicherweise abgeschoben werden und fragen sich, was mit ihnen und ihren Familien oder ihren Freund*innen passiert, wenn der Rechtsextremismus weiter um sich greift. All das ist schlicht unerträglich.
An der Seite der Kinder
Rassistische, diskriminierende und menschenverachtende Stimmen machen Kindern und Jugendlichen Angst. Wir stehen an ihrer Seite und zeigen ihnen, dass sie wichtig sind und eine Zukunft in unserem Land haben. Wir ermutigen sie, sich nicht einschüchtern zu lassen, ihre Meinung zu sagen und für ihre Rechte und die Rechte anderer einzustehen. Wir machen ihnen deutlich, dass es viele Menschen gibt, die sich für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft einsetzen. Wir vermitteln ihnen das Recht jedes Kindes auf Schutz vor Diskriminierung, auf Berücksichtigung des Kindeswillens, auf Bildung und Erziehung und auf Teilhabe an der Gesellschaft – ganz im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention.
Wir geben ihnen die Werte weiter, die unsere Arbeit prägen: Respekt, Wertschätzung, Empathie und Solidarität. Weil wir als Kinderschutzbund überzeugt davon sind, dass fachlich fundierter und gesellschaftlich verankerter Kinderschutz mit rassistischen Ideologien und anderer gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit unvereinbar ist. Weil Kinder und Jugendliche nur in einer offenen, vielfältigen und demokratischen Gesellschaft heute und morgen gut aufwachsen können. Der Kinderschutzbund begrüßt und unterstützt Demonstrationen für eine vielfältige Gesellschaft. Für Demokratie und Menschenwürde – gegen Rechtsextremismus. Wir ermutigen alle Landes-, Orts- und Kreisverbände ausdrücklich, sich vor Ort weiterhin solidarisch zu zeigen und sind froh über die vielen im Verband engagierten Kinderschützer*innen, die in ihrem täglichen Einsatz für die Kinderrechte aktiv dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft eine Gesellschaft des Zusammenhalts, der gegenseitigen Rücksichtnahme und der Solidarität bleibt.
Unvereinbar mit der Arbeit des Kinderschutzbundes
Mit unseren über 400 Orts- und Kreisverbänden arbeiten wir auf der Basis einer pluralistischen Gesellschaft, in der jedes Kind – egal welcher Herkunft und unabhängig von Geschlecht und sexueller Identität – sich frei entfalten kann. Eine Politik, die sich gegen die Gleichheit aller Menschen richtet, ist weder mit der Menschenwürde noch mit den Kinderrechten und einer gerechten Kinder- und Jugendpolitik vereinbar. Daher hat die Mitgliederversammlung des Kinderschutzbundes 2017 mit großer Mehrheit und nach lebhafter Diskussion einen Unvereinbarkeitsbeschluss in der Satzung verankert. Darin heißt es: „Die Mitgliedschaft in oder die Unterstützung von Parteien und Verbänden, die offen oder versteckt rassistische, diskriminierende, antisemitische und/oder ausländerfeindliche Ziele verfolgen oder sich in diesem Sinne äußern, sowie Hass und Gleichgültigkeit gegenüber Benachteiligten und Minderheiten schüren und/oder sexuelle oder körperliche sowie psychische Gewalt insbesondere gegen Kinder in jedweder Form billigen oder diese zu fördern versuchen, ist mit einer Mitgliedschaft im DKSB unvereinbar.“
In unserem Kinder- und jugendpolitischen Grundsatzprogramm, das auf der Bundesmitgliederversammlung am 25.05.2024 verabschiedet wurde, stellen wir unter anderem abermals klar:
Kinder und Jugendliche stehen im Mittelpunkt.
Kinder und Jugendliche brauchen eine Gesellschaft, die sie sieht und hört.
Kinder und Jugendliche brauchen Erwachsene, auf die sie sich verlassen können.
Kinder und Jugendliche müssen ohne Angst verschieden sein können.
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf ein Aufwachsen ohne Gewalt.
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Alle Kinder und Jugendlichen stärken
Der Kinderschutzbund denkt die Welt vom Kind aus. Kinder, Jugendliche, ihre Interessen, Rechte und Bedürfnisse stellen wir in den Mittelpunkt unseres Handelns. Wir erwarten dies auch von allen staatlichen, institutionellen und gesellschaftlichen Akteur*innen. Bei unterschiedlichen Interessenslagen und kontroversen Sichtweisen argumentiert der Kinderschutzbund entschieden vom Kind oder Jugendlichen aus. Zentrales Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Wir verfolgen einen kinderrechtebasierten Ansatz. Es geht darum, Kinder und Jugendliche stark und handlungsfähig zu machen, ihre Autonomie zu fördern und sie auf ihrem Weg zu eigenständigen, selbstbestimmten und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu begleiten. Der Kinderschutzbund setzt sich für die Belange aller Kinder und Jugendlichen als gesamte generationale Gruppe ein. Aber viele von ihnen benötigen eine besondere und besonders starke Unterstützung, etwa weil sie von Gewalt bedroht sind, in Armut aufwachsen oder diskriminiert werden. Der Kinderschutzbund erhebt öffentlich seine Stimme für die vulnerablen, besonders schutzbedürften, marginalisierten oder aus bestimmen Umständen besonders geforderten und diskriminierten Gruppen von Kindern und Jugendlichen.
Bei einer Politikvorstellung, die Freund-Feind-Stereotype verbreitet und zwischen einem homogenen „Wir“ und einem als fremd und nicht zugehörig definierten „Ihr“ unterscheidet, geht es um die Abwertung der „anderen“ und um die Forderung, ihnen fundamentale Rechte vorzuenthalten. Rechtspopulismus als politische Strategie nutzt und verstärkt autoritäre und rassistische Denkweisen. So wird beispielsweise in rechtspopulistischen Kreisen massiv und pauschal auch gegen sogenannte Genderthemen polemisiert. Standards zum Schutz von Mädchen vor Gewalt sind auch aus der Geschlechterforschung heraus entwickelt worden. Wie soll eine fachliche Verständigung über Mädchenarbeit, über Traumapädagogik, über Frühe Hilfen für Familien, über Trennungsfamilien angesichts der ideologischen Einseitigkeit erfolgen? Die Weiterentwicklung des Kinderschutzes und die Begründung und Umsetzung von Kinderrechten ist auf fachliche Verständigung angewiesen. Die Diskussionen auf der Mitgliederversammlung des DKSB belegen dies alljährlich neu.

Alle Erwachsenen sind gefragt, Zeichen zu setzen
Fachliches Handeln in Kinderschutz und Pädagogik und rechtspopulistische Alleinvertretungsansprüche schließen einander aus. Fachlich fundierter und zivilgesellschaftlich verankerter Kinderschutz sowie der Einsatz für Kinderrechte sind mit einer rechtspopulistischen Ideologie nicht vereinbar!
Jeder Form der sozialen Spaltung, die von rechtspopulistischen Akteur*innen ausgeht, ist entgegenzutreten. Sie zielen auf die besonders verletzlichen Kinder und Jugendlichen – verletzlich, weil sie geflohen sind, verletzlich, weil sie traumatisiert sind, verletzlich, weil sie behindert sind, verletzlich, weil ihre sexuelle Orientierung angefeindet wird, verletzlich, weil sie in Armut leben, verletzlich, weil sie politische Bildungsarbeit machen, verletzlich, weil ihre Muttersprache nicht Deutsch ist, verletzlich, weil sie sich dem rechtspopulistischen Druck widersetzen. Gesellschaftliche Solidarität darf nicht aufgekündigt werden. Die rechtspopulistische Rhetorik zielt auf die Spaltung der Gesellschaft. Sozialpolitische Herausforderungen unserer Zeit werden auf diesem Wege keiner Lösung zugeführt.
Rechtsextremismus belastet Kinder. Die Sorgen und Ängste der Kinder erreichen Dimensionen, an die wir im letzten Jahr Jahr noch nicht gedacht haben. Wir müssen uns klar sein, dass wir sowohl mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, die befürchten, ihr Aufenthaltsrecht zu verlieren, als auch mit Jugendlichen, die unreflektiert rechtsextreme Meinungsäußerungen weitergeben. In dieser Situation dürfen wir als Erwachsene die Kinder nicht allein lassen und müssen ihnen deutlich und sehr präsent zur Seite stehen.
Jetzt ist wirklich jede*r gefragt, Gesicht zu zeigen. Demokratie und Menschenwürde sind in Gefahr – Gleichgültigkeit ist keine Option! Erwachsene, die Kindern und Jugendlichen untätig oder ohnmächtig erscheinen, senden ein fatales Signal. Es geht um das Recht der Kinder auf eine bestmögliche Entwicklung und eine gute Zukunft. Das rechtsextreme Bedrohungsszenario ist eine extreme existenziell Belastung. Diese Sorgen, Ängste und Nöte der Kinder und Jugendlichen müssen wir sehr ernst nehmen. Ob auf Bundes-, Landes-, Kreis- oder Ortsverbandsebene des Kinderschutzbundes: Der tägliche aktive Einsatz für die Kinderrechte trägt zu einer Gesellschaft des Zusammenhalts bei.
Irene Johns, Landesvorsitzende und Susanne Corinth-Lenz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Kinderschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein
Zusammen für Demokratie
Der Kinderschutzbund Bundesverband ist dem neu gegründeten Bündnis „Zusammen für Demokratie. Im Bund. Vor Ort. Für Alle.“ beigetreten. Gemeinsam mit derzeit rund 50 anderen Organisationen treten wir ein für die unteilbaren Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und eine klimagerechte Zukunft. Wir stehen für eine vielfältige, freie und offene Gesellschaft.
Gemeinsam verteidigen wir unsere Demokratie und alle, die hier leben, gegen die Angriffe der extremen Rechten. Rassistische, antisemitische und queerfeindliche Angriffe beeinträchtigen schon lange den Alltag vieler Menschen. Menschen mit Behinderungen erleben Ausgrenzung und Abwertung. Engagierte werden bedrängt und mit Morddrohungen konfrontiert.
Es ist an der Zeit, dass wir uns dieser Bedrohung entschieden entgegenstellen. Solidarisch und in unserer ganzen Vielfalt!
„Totalitarismus und Rassismus sind mit den Kinderrechten unvereinbar. Der Kinderschutzbund mit seinen mehr als 400 Orts- und Kreisverbänden arbeitet auf der Basis einer pluralistischen Gesellschaft, in der jedes Kind – egal welcher Herkunft und unabhängig von Geschlecht und sexueller Identität – seine Talente frei entfalten kann. Wir stehen an der Seite der Demokratinnen und Demokraten“, sagt Prof. Dr. Sabine Andresen, Präsidentin des Kinderschutzbundes.
Weitere Informationen:
zusammen-fuer-demokratie.de
#EsGehtUnsAlleAn