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Politik und Praxis

Allen Kindern verpflichtet

Die Haltung des Kinderschutzbundes zu zentralen Themen und Bereichen des Aufwachsens von Kindern gilt für den gesamten Verband. Diese Grundüberzeugungen bieten Orientierung und sind für zukünftige Entwicklungen unverzichtbar. Auf der Mitgliederversammlung 2024 wurde das neue „Kinder- und jugendpolitische Grundsatzprogramm“ beschlossen.

Alle Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen im Kinderschutzbund eint das Ziel, Kindern und Jugendlichen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen. Auf Basis der Kinderrechte möchte der Kinderschutzbund Kinder und Jugendliche stark und handlungsfähig machen. Das bestehende Kinderpolitische Programm wurde aktualisiert und der Titel erweitert. Die wichtigsten Punkte aus dem neuen Kinder- und jugendpolitischen Grundsatzprogramm sind hier zusammengefasst: 

Kinder und Jugendliche stehen im Mittelpunkt

Der Kinderschutzbund denkt die Welt vom Kind aus. Kinder, Jugendliche, ihre Interessen, Rechte und Bedürfnisse stellt er in den Mittelpunkt des Handelns. Er erwartet dies auch von allen staatlichen, institutionellen und gesellschaftlichen Akteuren. Bei unterschiedlichen Interessenslagen und kontroversen Sichtweisen argumentiert der Kinderschutzbund entschieden vom Kind oder Jugendlichen her und stellt die Frage nach den Folgen von Maßnahmen für junge Menschen.

Kinder und Jugendliche brauchen eine Gesellschaft, die sie sieht und hört  

Der Kinderschutzbund hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Umsetzung der in der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) verankerten Kinderrechte voranzutreiben. Überall müssen die zentralen Dimensionen der UN-KRK, nämlich Schutz, Förderung und Beteiligung zum Maßstab für Entscheidungen und Handlungen werden. Deshalb setzt sich der Kinderschutzbund auch für eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz ein. Der Kinderschutzbund erhebt für die Interessen und Rechte von Kindern die Stimme, fördert vor allem aber auch explizit die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche selbst zu Wort kommen und sich wirkungsvoll beteiligen können. 

Kinder und Jugendliche brauchen Erwachsene, auf die sie sich verlassen können 

Die meisten Kinder und Jugendlichen wachsen in ihren Familien auf und diese sind ihr primärer Entwicklungs- und Erfahrungsort. Familien sind für den Kinderschutzbund alle Formen des Zusammenlebens von Kindern und Erwachsenen, in denen Erziehungsverantwortung getragen wird und zwischen Kindern und Erwachsenen dauerhafte Beziehungen bestehen oder/und sich entwickeln. Der Kinderschutzbund hat aber auch jene Kinder und Jugendlichen im Blick, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihren Familien, sondern in Einrichtungen oder Pflegefamilien leben. Da, wo Familien an ihre Grenzen kommen, brauchen sie Unterstützung für die unterschiedlichsten Probleme und Lebenslagen. Der Kinderschutzbund ist davon überzeugt, dass starke Eltern Kinder und Jugendliche und ihr Aufwachsen stark machen. 

Kinder und Jugendliche brauchen Gleichaltrige 

Die Bedeutung des Miteinanders von Gleichaltrigen muss in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und in der Sicht von Eltern und Fachkräften anerkannt werden. Kinder und Jugendliche brauchen Orte und Rahmenbedingungen für freie, selbstgestaltete und unbeobachtete Aktivitäten und sie brauchen Freiräume für sich und andere Gleichaltrige.  

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Bildung 

Alle Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf Bildung in Kindertagesstätten, Schulen, Kinder- und Jugendarbeit, Freizeit etc. Vielfältige Bildungsangebote in hoher Qualität sind Grundvoraussetzung dafür, dass sie ihre Fähigkeiten ausbilden und neue entdecken können. Bildung darf nicht abhängig sein von Herkunft. Daher setzt sich der Kinderschutzbund für eine inklusive und kostenfreie Bildung ein.  

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf gesundes Aufwachsen

Alle Kinder und Jugendlichen haben das Recht auf die bestmögliche Gesundheitsversorgung. Für die Gewährleistung des Zugangs zu gesundheitlicher Versorgung und Gesundheitsdiensten sind sie auf Informationen und Aufklärung im Themenfeld Gesundheit angewiesen. Die Finanzierung der Kinder- und Jugendgesundheitsversorgung darf sich nicht an ökonomischen Erwägungen ausrichten. Der Kinderschutzbund versteht unter Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit und orientiert sich an der WHO: Diese definiert Gesundheit als Zustand des physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens.

Kinder und Jugendliche müssen ohne Angst verschieden sein können

Kinder und Jugendliche befinden sich zwar alle im Prozess des Aufwachsens. Sie sind aber einzigartige Persönlichkeiten, die mit ihrer Vielfalt die Gesellschaft bereichern. Sie alle haben ein Recht darauf, in ihrer Vielfalt gesehen, anerkannt und respektiert zu werden. Kinder haben das Bedürfnis nach Gemeinschaft. Sie sollen sich trotz aller Verschiedenheit als Teil einer Gemeinschaft verstehen können. 

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Aufwachsen ohne Armut

Jedes Kind hat ein Recht auf Aufwachsen in sozialer Sicherheit. Die Bildungs-, Entwicklungs- und Teilhabemöglichkeiten dürfen nicht vom Einkommen der biologischen und/oder sozialen Eltern und von deren Möglichkeiten für die Gestaltung einer fördernden häuslichen Lernumgebung allein abhängen. Der Kinderschutzbund setzt sich nachdrücklich für eine umfassende Strategie gegen Kinderarmut ein, die nicht auf isolierten Maßnahmen beruht, sondern ressortübergreifend und auf allen politischen Ebenen verankert ist. 

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Aufwachsen ohne Gewalt

Kaum etwas bedroht Würde, Integrität, Gegenwart und Zukunft von Kindern und Jugendlichen so sehr, wie Gewalt. Gewalt umfasst körperliche Gewalt, psychische Gewalt, sexualisierte Gewalt, das Erleben elterlicher Partnergewalt sowie die Kindesvernachlässigung als passive Form von Gewalt. Der Kinderschutzbund setzt sich für die Sensibilisierung aller gesellschaftlichen Gruppen für ein umfassendes Gewaltverständnis und einen gewaltfreien und respektvollen Umgang mit Kindern ein. Dazu gehört, dass Erwachsene grundsätzlich das zwischen ihnen und Kindern bestehende Machtverhältnis und ihre eigene Haltung kritisch reflektieren. Außerdem ist die Entwicklung von Schutzkonzepten in allen Institutionen und Bereichen, in denen Kinder und Jugendliche betreut, beaufsichtigt, gefördert und unterstützt werden, zentral.

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft 

Gute Kinder- und Jugendpolitik in der Gegenwart muss zum einen individuelle Zukunftsaussichten und Chancengerechtigkeit schaffen und die Systeme, die es dafür braucht, sicherstellen. Zum anderen braucht sie aber einen hohen Anteil von Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit. Gemeint ist mit dem Recht auf Zukunft ein Verständnis von Generationengerechtigkeit, das nicht nur einen Ausgleich der Interessen zwischen Altersgruppen im hier und heute bedeutet, sondern die Verantwortung der heutig Handelnden für Generationen von morgen. 


Ausgabe 24-2

Schwerpunkt

Demokratie und Vielfalt

Politik und Praxis

Kinder- und Jugendpolitik

Kinderschutz vor Ort

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